Gemeinde Zwischbergen

Zwischbergen ist im Prozess zur Energiestadt-Gemeinde. Die Gemeinde hat seit Anfang 2022 ein Reglement über die Förderung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Die Wärmeerzeugung erfolgt zum grössten Teil mit Elektrizität, die Elektrizitätsversorgung ist erneuerbar. Neben dem Pilotgebiet Gondosolar liegen weitere Photovoltaikanlagen und zwei grössere Wasserkraftwerke auf dem Gemeindegebiet. Es ist ein Fernwärmenetz in Abklärung.

So ist der aktuelle Stand

Sowohl der Wärmebedarf als auch der Bedarf an Elektrizität ist in der Gemeinde Zwischbergen hoch. Dies kann aufgrund der alpinen Lage mit hohem Heizbedarf sowie der sehr guten Verfügbarkeit erneuerbarer elektrischer Produktion erklärt werden. Damit ergibt sich ein hohes Potential zur Effizienzsteigerung im Gebäudebereich durch Gesamtsanierungen inkl. Ersatz von Wärmeerzeugungen (insbesondere elektrische Direktheizungen).

Der Wärmebedarf in der Gemeinde Zwischbergen

1'800 MWh

betrug der Gesamtwärmeverbrauch von Zwischbergen im Jahr 2020.

Für das Heizen der Gebäude und des Warmwassers sind das pro Einwohner und Jahr 25.2 MWh. Fast 90% des Wärmebedarfs wird durch elektrische Direktheizungen und Boilern gedeckt.

58%

des Wärmebedarfes können eingespart werden

Die meisten Gebäude wurden vor 1990 gebaut und haben dadurch eine schlechte Wärmedämmung. Das bedeutet, dass es viel Energie kostet, sie warm zu halten. Wenn man die Hülle der Gebäude (Fenster, Dach, Aussenwand) sanieren würde, könnte man den Energiebedarf um 58% senken.

Der Elektrizitätsbedarf in der Gemeinde Zwischbergen

2'100 MWh

betrug der Gesamtstromverbrauch von Zwischbergen im Jahr 2020.

Das sind pro Einwohner und Jahr 27 MWh. Dies ist über dem Durchschnitt der Region und der Schweiz. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der Schweiz lag im Jahr 2020 bei 6.9 MWh/a pro Kopf.

Die Wärmeerzeugung in der Gemeinde Zwischbergen

Der CO2-Ausstoss pro Kopf der Wärmeversorgung liegt bei 340 kg/a  und Einwohner, dies ist der niedrigste Wert der Region und ist auch schweizweit hervorragend. Zum Vergleich: Der schweizerische Durchschnitt aller Inlandemissionen beträgt 5'000 kg/a und Einwohner. 

Durch den hohen Anteil elektrischer Heizungen besteht ein grosses Potential zur Effizienzsteigerung (z.B. durch Wärmepumpen). 

Die Elektrizitätsversorgung in der Gemeinde Zwischbergen

Die Elektrizitätsversorgung erfolgt durch die Elektrizitätsversorgung Zwischbergen. Der Strommix von 2020 zeigt, dass 95% der Elektrizität aus Wasserkraft stammt.

Auf dem Gemeindegebiet der Zwischbergen wird auch Elektrizität produziert.

Wasserkraftwerke

Es gibt zwei Wasserkraftwerke auf dem Gemeindegebiet:

  •  
  • KW Tannuwald mit 6.8 MW Leistung und einer Jahresenergieproduktion von rund 22‘000 MWh
  • KW Gondo mit 57 MW Leistung und einer Jahresenergieproduktion von rund 183‘000 MWh
  •  

Das Wasser für das KW Gondo wurde grösstenteils bereits einmal turbiniert: Einerseits im KW Gabi (Gemeinde Simplon) und andererseits im KW Tannuwald.

100x

Mit der erneuerbaren Stromproduktion kann somit ca. das 100-fache des jährlichen Elektrizitätsbedarfs der Gemeinde Zwischbergen gedeckt werden.

Energiepotentiale

Die Energiepotentiale zeigen auf, welche Möglichkeiten für den Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung zur Verfügung stehen. Nicht alle Quellen sind gleichermassen effizient und verfügbar. Abwärme auf hohem Temperaturniveau (z.B. von KVA oder Industrie) kann direkt zum Heizen verwendet werden, ist jedoch an einen Ort gebunden. Luftwärmepumpen dagegen können theoretisch überall genutzt werden, haben jedoch im Vergleich eine weniger hohe Effizienz. Aus diesem Grund sollte man zuerst die Ressourcen nutzen, die effizient und vor Ort verfügbar sind.

Deshalb werden die Energiepotentiale für Wärme wie folgt priorisiert:

Ortsgebundene hochwertige Abwärme (z.B. KVA, Industrie, Gewerbe)

Ortsgebundene niederwertige Abwärme und Umweltwärme

(z.B. Industrie, Gewerbe, ARA, Rechenzentren, Grundwasser, Oberflächenwasser, Erdwärme, Tunnelabwärme etc.)

Regional verfügbare erneuerbare Energieträger

(z.B. Energieholz, inkl. Rest- und Altholz, restl. Biomasse)

Örtlich ungebundene Umweltwärme und erneuerbare Energien

(z.B. thermische Sonnenenergie, Wärmenutzung aus Umgebungsluft mittels Luft-Wasser-Wärmepumpe usw.)

Potential Wärmegewinnung

Erdwärme

Die Nutzung von Erdwärmesonden ist nicht überall erlaubt oder wegen Tunnel, Grundwasservorkommen etc. nur beschränkt möglich. In Zwischbergen ist die Realisierung von Erdsonden-Wärmepumpen an vielen Orten möglich.

Sonne und Luft

Solarwärme kann mittels Sonnenkollektoren erzeugt werden. Für die theoretische Potentialbestimmung werden die besten Dachflächen der Gemeinde zur Erzeugung von Wärme für Warmwasser und Raumheizung in Betracht gezogen. Dies ergibt ein Solarwärmepotential von 120 MWh pro Jahr für Zwischbergen. Damit könnte 7% des jährlichen Heizungs- und Warmwasserbedarfs gedeckt werden. 

Luftwärmepumpen können in fast allen Einfamilien- und kleinen Mehrfamilienhäuser eingesetzt werden. Einschränkungen kann es wegen Lärm oder Platzbedürfnissen geben. Die Effizienz ist allerdings schlechter als bei Erdwärmesonden- oder Grundwasserwärmepumpen.

Holz

Holz ist ein wertvoller Energieträger. Im Gegensatz zu z.B. Luft-Wasser-Wärmepumpen kann damit effizient Wärme auf hohem Temperaturniveau erzeugt werden. Gleichzeitig ist die Menge begrenzt. Daher ist Holz dort einzusetzen, wo es keine anderen Möglichkeiten gibt.

Potential Elektrizitätsgewinnung

Wasserkraft

Im Koordinationsblatt E.4 des kantonalen Richtplans ist das Projekt EES+ als Grosswasserkraftpotential dargestellt. Dieses Projekt würde u.a. den Ersatz der Staumauer Fah durch eine zehnmal höhere Mauer sowie den Ersatz des Wasserkraftwerks durch eine wesentlich grössere Leistung vorsehen. Die Leistung wäre dann 11 MW und es wäre mit einer geschätzten Produktion von rund 35’000 MWh pro Jahr zu rechnen. Das Projekt wurde damals aufgrund mangelnder Rentabilität und Problemen im Bereich des Natur- und Landschaftsschutzes eingefroren. Das Projekt ist aufgrund der drohenden Energiemangellage und den steigenden Strompreisen überarbeitet worden und trägt nun den Namen Fah (eine weitere Variante Fah+). Das neue Projekt sieht beim Stausee Sera Turbinen/Pumpen vor, welche das Wasser bei Bedarf wieder in den oberen Stausee Fah pumpen können. Die Erhöhung der Staumauer Fah ist weiterhin Bestandteil des Projektes. Es handelt sich um eines der Projekte mit Winterausbaupotential, welches die FMV im Auftrag des Staatsrates ermittelt hat.

  • Fah: Leistung 65 MW, Jahresenergieproduktion 50'000 MWh
  • Fah+: Leistung 65 MW, Jahresenergieproduktion 55'000 MWh

Photovoltaik

Das theoretische Photovoltaik-Potential in Zwischbergen beträgt 1’600 MWh/a.

Mit einer vollständigen Ausnutzung des Potentials könnte der heutige Elektrizitätsbedarf zu 75% gedeckt werden. Dabei sind Dächer und Fassaden berücksichtigt. Wenn nur die Dächer genutzt würden, liegt das Potential bei 1’200 MWh/a.

zum Solarrechner

Freiflächen Photovoltaik

Weiter gibt es ein Freiflächenpotential für eine Photovoltaikanlage im Gebiet Alpjerung. Eine Machbarkeitsstudie zeigt, dass Gondosolar ökologisch, technisch und wirtschaftlich realisierbar ist. Momentan wird von rund 18 MW installierter Leistung (bifazial) und 23’300 MWh Jahresenergieproduktion ausgegangen, wovon rund 55% im Winter anfallen sollten.
 

Die Massnahmen für die Gemeinde

Die Analyse des Ist-Zustandes und die vorhandenen Potentiale bilden die Grundlage für die Massnahmen und geben die Richtung vor. Die einzelnen Massnahmen wurden zwischen den Gemeinden abgestimmt und entwickelt.

Die Massnahmen verfolgen verschiedene Funktionen:

Infrastruktur verbessern

Eine erneuerbare Energieversorgung setzt voraus, dass wir Energie effizienter einsetzen. Infrastrukturmassnahmen steigern die Effizienz des gesamten Energiesystems.

Bevölkerung sensibilisieren

Die Energiezukunft betrifft uns alle. Informationsveranstaltungen helfen bei der Beratung und Sensibilisierung und ermöglichen es, Bevölkerung und Unternehmen in Projekte des Energieplans einzubeziehen.

Anreize schaffen

Je mehr mitmachen, desto eher gelingt der Energieplan. Anreize und Förderprogramme sollen die Rahmenbedingungen verbessern, um den Energiehaushalt zu optimieren und Energie nachhaltig zu nutzen.

In den Factsheets finden Interessierte detaillierte Informationen

Die Factsheets sind ein wichtiges Instrument, um die Energieversorgung und -potentiale sowie den Ist- und Sollzustand des Energiebedarfs pro Gemeinde detailliert darzustellen. Sie orientieren sich an den energiepolitischen Zielen des Bundes und des Kantons Wallis. Mit ihrer Hilfe soll der Wandel von Ist- nach Sollzustand erreicht werden. Dafür werden auf dem Factsheet die für die Gemeinde zugeschnittenen Massnahmen aufgelistet. So hat jede Gemeinde einen kurzen Auszug mit den für sie informativen Punkten direkt zur Hand.

Zweck und Verbindlichkeit der Energieplanung

Die Factsheets sind ein wichtiges Instrument, um die Energieversorgung und -potentiale sowie den Ist- und Sollzustand des Energiebedarfs pro Gemeinde detailliert darzustellen. Sie orientieren sich an den energiepolitischen Zielen des Bundes und des Kantons Wallis. Mit ihrer Hilfe soll der Wandel von Ist- nach Sollzustand erreicht werden. Dafür werden auf dem Factsheet die für die Gemeinde zugeschnittenen Massnahmen aufgelistet. So hat jede Gemeinde einen kurzen Auszug mit den für sie informativen Punkten direkt zur Hand.