Gemeinde Naters

Naters ist seit 2001 zertifizierte Energiestadt-Gemeinde und Mitglied des Trägervereins. Die Gemeinde Naters verfügt seit 2020 über einen Masterplan Energie. Neben Photovoltaikanlagen liegen auf dem Gemeindegebiet mehrere Kleinwasserkraftwerke sowie das Grosswasserkraftwerk Gibidum. Diverse Wärmenetze sind in Betrieb oder im Aufbau.

So ist der aktuelle Stand

Der Wärmebedarf der Gemeinde Naters beträgt pro Einwohner und Jahr  10.6 MWh, der zu rund 75% durch Heizöl und elektrische Direktheizungen/Boiler gedeckt wird. Hier liegt ein hohes Optimierungspotential. Der Bedarf an Elektrizität beträgt pro Einwohner und Jahr 4.2 MWh. Dieser Wert liegt stark unter dem schweizerischen Durchschnitt von 6.9 MWh.

Der Wärmebedarf in der Gemeinde Naters

107'200 MWh

betrug der Gesamtwärmeverbrauch von Naters im Jahr 2020.

Für das Heizen der Gebäude und des Warmwassers sind das pro Einwohner und Jahr 10.6 MWh.

53%

des Wärmebedarfes können eingespart werden

Die meisten Gebäude wurden vor 1990 gebaut und haben dadurch eine schlechte Wärmedämmung. Das bedeutet, dass es viel Energie kostet, sie warm zu halten. Wenn man die Hülle der Gebäude (Fenster, Dach, Aussenwand) sanieren würde, könnte man den Energiebedarf um 53% senken.

Der Elektrizitätsbedarf in der Gemeinde Naters

42'300 MWh

betrug der Gesamtstromverbrauch von Naters im Jahr 2020.

Das sind pro Einwohner und Jahr 4.2 MWh. Dies ist unter dem Durchschnitt der Region und der Schweiz. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der Schweiz lag im Jahr 2020 bei 6.9 MWh/a pro Kopf.

Die Wärmeerzeugung in der Gemeinde Naters

Der CO2-Ausstoss der Wärmeversorgung pro Kopf liegt bei 2’190 kg/a und Einwohner. Zum Vergleich: Der schweizerische Durchschnitt aller Inlandemissionen beträgt 5'000 kg/a und Einwohner.

Die Elektrizitätsversorgung in der Gemeinde Naters

Die Elektrizitätsversorgung erfolgt durch die EnBAG. Der Strommix von 2020 zeigt, dass 89% der Elektrizität aus Wasserkraft stammt.

Auf dem Gemeindegebiet von Naters wird auch Elektrizität produziert.

Wasserkraftwerke

  • TWKW Blatten mit 0.045 MW und einer Jahresenergieproduktion von 300 MWh

Kleinkraftwerke Mund

  • KW Nielubodu mit 0.26 MW und einer Jahresenergieproduktion von rund 600 MWh
  • KW Zer Niwu Schiir mit 1.42 MW und einer Jahresenergieproduktion von rund 6‘000 MWh
  • KW Badhalte mit 1.42 MW und einer Jahresenergieproduktion von rund 6‘000 MWh
  • KW Electra Massa (Stausee Gibidum zur Hälfte auf Gemeindegebiet von Naters)

Energieproduktion von rund 564‘000 MWh pro Jahr und einer installierten Leistung von 340 MW auf Gemeindegebiet von Bitsch.

Photovoltaikanlagen

Sie produzierten im Jahr 2020 rund 2'172 MWh Elektrizität, was rund 5% des Jahresstrombedarfes von Naters entspricht. Das ist höher als der schweizerische Durchschnitt von 4%.

35%

Mit der erneuerbaren Stromproduktion kann mehr als 35% des jährlichen Elektrizitätsbedarfs von Naters gedeckt werden.

Energiepotentiale

Die Energiepotentiale zeigen auf, welche Möglichkeiten für den Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung zur Verfügung stehen. Nicht alle Quellen sind gleichermassen effizient und verfügbar. Abwärme auf hohem Temperaturniveau (z.B. von KVA oder Industrie) kann direkt zum Heizen verwendet werden, ist jedoch an einen Ort gebunden. Luftwärmepumpen dagegen können theoretisch überall genutzt werden, haben jedoch im Vergleich eine weniger hohe Effizienz . Aus diesem Grund sollte man zuerst die Ressourcen nutzen, die effizient und vor Ort verfügbar sind.

Deshalb werden die Energiepotentiale für Wärme wie folgt priorisiert

Ortsgebundene hochwertige Abwärme (z.B. KVA, Industrie, Gewerbe)

Ortsgebundene niederwertige Abwärme und Umweltwärme

(z.B. Industrie, Gewerbe, ARA, Rechenzentren, Grundwasser, Oberflächenwasser, Erdwärme, Tunnelabwärme etc.)

Regional verfügbare erneuerbare Energieträger

(z.B. Energieholz, inkl. Rest- und Altholz, restl. Biomasse)

Örtlich ungebundene Umweltwärme und erneuerbare Energien

(z.B. thermische Sonnenenergie, Wärmenutzung aus Umgebungsluft mittels Luft-Wasser-Wärmepumpe usw.)

Potential Wärmegewinnung

Erdwärme

Die Nutzung von Erdwärmesonden ist nicht überall erlaubt oder wegen Tunnel, Grundwasservorkommen etc. nur beschränkt möglich. In Naters ist die Realisierung von Erdsonden-Wärmepumpen an vielen Orten zulässig.

Sonne und Luft

 

Solarwärme kann mittels Sonnenkollektoren erzeugt werden. Für die theoretische Potentialbestimmung werden die besten Dachflächen der Gemeinde zur Erzeugung von Wärme für Warmwasser und Raumheizung in Betracht gezogen. Dies ergibt ein Solarwärmepotential von 21’700 MWh pro Jahr für Naters. Damit könnte 20% des jährlichen Heizungs- und Warmwasserbedarfs gedeckt werden. 

Luftwärmepumpen können in fast allen Einfamilien- und kleinen Mehrfamilienhäuser eingesetzt werden. Einschränkungen kann es wegen Lärm oder Platzbedürfnissen geben. Die Effizienz ist allerdings schlechter als bei Erdwärmesonden- oder Grundwasserwärmepumpen.

 

Holz

Holz ist ein wertvoller Energieträger. Im Gegensatz zu z.B. Luft-Wasser-Wärmepumpen kann damit effizient Wärme auf hohem Temperaturniveau erzeugt werden. Gleichzeitig ist die Menge begrenzt. Daher ist Holz dort einzusetzen, wo es keine anderen Möglichkeiten gibt.

Abwärme

Gemäss Masterplan Energie stehen folgende Abwärmepotentiale für die Gemeinde Naters zur Verfügung oder sind für eine Wärmeversorgung in Naters von Bedeutung. Diese Potentiale sind in Zusammenhang mit der Gemeinde Brig-Glis abzustimmen und gemeinsam anzugehen.

Kehrichtverbrennungsanlage Oberwallis (KVA)

In zwei Prozessschritten ist das Potential zur Wärmegewinnung noch nicht ausgeschöpft. Es stehen rund 2.9 MW Leistung auf einem Temperaturniveau von 90/50°C zur Verfügung. In der Heizperiode können rund 6'000 MWh/a geliefert werden. Das Potential der KVA sollte prioritär erschlossen werden.

Industrieabwärme Société Suisse des Explosifs SA (SSE)

Bei der Produktionsstätte in Gamsen entstehen rund 4 MW Abwärme, welche bis anhin nicht genutzt werden. Mit der Sanierung der Zufahrt von der Kantonsstrasse bis zur SEE sollten Fernwärmeleitungen verlegt werden, um das Energiepotential näher zum dicht besiedelten Gebiet zu bringen. Eine Nutzung dieser Abwärme in der ARA könnte den Klärgasbedarf für interne ARA-Prozesse reduzieren. Das Klärgas wäre in diesem Fall für anderen Zwecke (Strom, Mobilität) einsetzbar.

Wärme aus Simplontunnel

Die Schüttung an Bergwasser aus dem Simplontunnel beträgt rund 15 l/s bei 22 bis 24°C. Die Quelle kann Umweltwärme von 0.6  bis 1.0 MW liefern. Auch die Wärme aus der Tunnelluft (0.2 MW) kann zusammen mit der Erschliessung der Wärme aus dem Bergwasser sinnvoll sein.

Abwärme ARA Briglina

Die ARA verbraucht das anfallende Klärgas für die internen Prozesse selbst. Es besteht kein weiteres Potential für eine Abwärmenutzung. Hingegen könnte Wärme aus dem Auslaufwasser mittels Anergienetzen genutzt werden. Die Temperatur des Auslaufwassers ist jedoch oftmals tiefer als jene des Grundwassers.

Grund- und Oberflächengewässer

Grundwasser sollte gemeinschaftlich genutzt werden und kommt in Naters für den Grossteil der besiedelten Gebiete in Frage. Es bestehen bereits diverse Infrastrukturen, welche das Grundwasser zur gemeinschaftlichen Nutzung in Anergienetzen bereitstellen.

Potential Elektrizitätsgewinnung

Wasserkraft

Das Potential für die Elektrizitätserzeugung mit Trinkwasserkraft ist im Gemeindegebiet von Naters noch nicht vollständig ausgeschöpft. Es wurden bereits diverse Abklärungen gemacht für zusätzliche Trinkwasserkraftwerke, die sich meistens als nicht wirtschaftlich herausgestellt haben.

Für Grosswasserkraft gibt es ein Potential mit dem KW Oberaletsch, das sich momentan in Abklärung befindet.

Photovoltaik

Das theoretische Photovoltaik-Potential in Naters beträgt 98’000 MWh/a.

Mit einer vollständigen Ausnutzung des Potentials könnte der heutige Elektrizitätsbedarf mehr als 2.3-mal gedeckt werden. Dabei sind Dächer und Fassaden berücksichtigt. Wenn nur die Dächer genutzt würden, liegt das Potential bei 66’000 MWh/a.

zum Solarrechner

Die Massnahmen für die Gemeinde

Die Analyse des Ist-Zustandes und die vorhandenen Potentiale bilden die Grundlage für die Massnahmen und geben die Richtung vor. Die einzelnen Massnahmen wurden zwischen den Gemeinden abgestimmt und entwickelt.

Die Massnahmen verfolgen verschiedene Funktionen:

Infrastruktur verbessern

Eine erneuerbare Energieversorgung setzt voraus, dass wir Energie effizienter einsetzen. Infrastrukturmassnahmen steigern die Effizienz des gesamten Energiesystems.

Bevölkerung sensibilisieren

Die Energiezukunft betrifft uns alle. Informationsveranstaltungen helfen bei der Beratung und Sensibilisierung und ermöglichen es, Bevölkerung und Unternehmen in Projekte des Energieplans einzubeziehen.

Anreize schaffen

Je mehr mitmachen, desto eher gelingt der Energieplan. Anreize und Förderprogramme sollen die Rahmenbedingungen verbessern, um den Energiehaushalt zu optimieren und Energie nachhaltig zu nutzen.

In den Factsheets finden Interessierte detaillierte Informationen

Die Factsheets sind ein wichtiges Instrument, um die Energieversorgung und -potentiale sowie den Ist- und Sollzustand des Energiebedarfs pro Gemeinde detailliert darzustellen. Sie orientieren sich an den energiepolitischen Zielen des Bundes und des Kantons Wallis. Mit ihrer Hilfe soll der Wandel von Ist- nach Sollzustand erreicht werden. Dafür werden auf dem Factsheet die für die Gemeinde zugeschnittenen Massnahmen aufgelistet. So hat jede Gemeinde einen kurzen Auszug mit den für sie informativen Punkten direkt zur Hand.

Zweck und Verbindlichkeit der Energieplanung

Die Factsheets sind ein wichtiges Instrument, um die Energieversorgung und -potentiale sowie den Ist- und Sollzustand des Energiebedarfs pro Gemeinde detailliert darzustellen. Sie orientieren sich an den energiepolitischen Zielen des Bundes und des Kantons Wallis. Mit ihrer Hilfe soll der Wandel von Ist- nach Sollzustand erreicht werden. Dafür werden auf dem Factsheet die für die Gemeinde zugeschnittenen Massnahmen aufgelistet. So hat jede Gemeinde einen kurzen Auszug mit den für sie informativen Punkten direkt zur Hand.