Gemeinde Brig-Glis

Die Stadtgemeinde Brig-Glis ist seit 2000 Mitglied der Energiestädte und seit 2021 im Besitz des Energiestadt Gold-Labels. Die Stadtgemeinde Brig-Glis verfügt seit 2008 über einen Masterplan Energie, der im Jahr 2018 überarbeitet und aktualisiert wurde. Neben Photovoltaikanlagen liegen auf dem Gemeindegebiet mehrere Wasserkraftwerke. Ein Geothermieprojekt ist in Abklärung, und diverse Wärmenetze sind in Betrieb oder im Aufbau.

So ist der aktuelle Stand

Der Wärmebedarf der Gemeinde Brig-Glis beträgt pro Einwohner und Jahr 10.6 MWh, der zu über 80% durch Heizöl gedeckt wird. Hier liegt ein hohes Optimierungspotential. Der Bedarf an Elektrizität beträgt pro Einwohner und Jahr 5.8 MWh. Dieser Wert liegt unter dem schweizerischen Durchschnitt von 6.9 MWh.

Der Wärmebedarf in der Gemeinde Brig-Glis

138'600 MWh

betrug der Gesamtwärme­verbrauch von Brig-Glis im Jahr 2020.

Für das Heizen der Gebäude und des Warmwassers sind das pro Einwohner und Jahr 10.6 MWh.

48%

des Wärmebedarfes können eingespart werden

Die meisten Gebäude wurden vor 1990 gebaut und haben dadurch eine schlechte Wärmedämmung. Das bedeutet, dass es viel Energie kostet, sie warm zu halten. Wenn man die Hülle der Gebäude (Fenster, Dach, Aussenwand) sanieren würde, könnte man den Energiebedarf um 48% senken.

Der Elektrizitätsbedarf in der Gemeinde Brig-Glis

76'400 MWh

betrug der Gesamtstromverbrauch von Brig-Glis im Jahr 2020.

Das sind pro Einwohner und Jahr 5.8 MWh. Dies ist unter dem Durchschnitt der Region und der Schweiz. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der Schweiz lag im Jahr 2020 bei 6.9 MWh/a pro Kopf.

Die Wärmeerzeugung in der Gemeinde Brig-Glis

Der CO2-Ausstoss der Wärmeversorgung pro Kopf liegt bei 2’620 kg/a und Einwohner. Zum Vergleich: Der schweizerische Durchschnitt aller Inlandemissionen beträgt 5'000 kg/a und Einwohner.

Die Elektrizitätsversorgung in der Gemeinde Brig-Glis

Die Elektrizitätsversorgung erfolgt durch die EnBAG. Der Strommix von 2020 zeigt, dass 88% der Elektrizität aus Wasserkraft stammt.

Auf dem Gemeindegebiet von Brig-Glis wird auch Elektrizität produziert.

Wasserkraftwerke

  • KW Ganterbach-Saltina mit 6.1 MW Leistung und einer Jahresenergieproduktion von rund 35‘000 MWh
  • TWKW Holzji mit 0.135 MW Leistung und einer Jahresenergieproduktion von rund 600 MWh
  • TWKW Aegerta mit 0.09 MW Leistung und einer Jahresenergieproduktion von rund 450 MWh
  • WWKW Aegerta mit 0.09 MW Leistung und einer Jahresenergieproduktion von rund 600 MWh
  • WWKW Ännerholz mit 0.09 MW Leistung und einer Jahresenergieproduktion von rund 450 MWh

Photovoltaikanlagen

Weiter sind diverse Photovoltaikanlagen vorhanden. Sie produzierten im Jahr 2020 rund 4'162 MWh Elektrizität, was rund 5% des Jahresstrombedarfs von Brig-Glis entspricht. Das ist höher als der schweizerische Durchschnitt von 4%.

Kehrichtverbrennungsanlagen

Die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) in Gamsen produziert rund 6 300 MWh/a Elektrizität. Diese Stromproduktion deckt zum grossen Teil den Eigenbedarf der KVA.

Gaskraftwerk

Die ARA Briglina produziert mit dem Klärgas über ein Blockheizkraftwerk (BHKW) ca. 750 MWh/a Strom. Dieser wird bis zu einem verschwindend kleinen Anteil in der ARA selbst verbraucht.

60%

Mit der erneuerbaren Stromproduktion kann mehr als 60% des jährlichen Elektrizitätsbedarfs der Stadtgemeinde Brig-Glis gedeckt werden.

Energiepotentiale

Die Energiepotentiale zeigen auf, welche Möglichkeiten für den Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung zur Verfügung stehen. Nicht alle Quellen sind gleichermassen effizient und verfügbar. Abwärme auf hohem Temperaturniveau (z.B. von KVA oder Industrie) kann direkt zum Heizen verwendet werden, ist jedoch an einen Ort gebunden. Luftwärmepumpen dagegen können theoretisch überall genutzt werden, haben jedoch im Vergleich eine weniger hohe Effizienz. Aus diesem Grund sollte man zuerst die Ressourcen nutzen, die effizient und vor Ort verfügbar sind.

Deshalb werden die Energiepotentiale für Wärme wie folgt priorisiert:

Ortsgebundene hochwertige Abwärme (z.B. KVA, Industrie, Gewerbe)

Ortsgebundene niederwertige Abwärme und Umweltwärme

(z.B. Industrie, Gewerbe, ARA, Rechenzentren, Grundwasser, Oberflächenwasser, Erdwärme, Tunnelabwärme etc.)

Regional verfügbare erneuerbare Energieträger

(z.B. Energieholz, inkl. Rest- und Altholz, restl. Biomasse)

Örtlich ungebundene Umweltwärme und erneuerbare Energien

(z.B. thermische Sonnenenergie, Wärmenutzung aus Umgebungsluft mittels Luft-Wasser-Wärmepumpe usw.)

Potential Wärmegewinnung

Erdwärme

Die Nutzung von Erdwärmesonden ist nicht überall erlaubt oder wegen Tunnel, Grundwasservorkommen etc. nur beschränkt möglich. In Brig-Glis ist die Realisierung von Erdsonden-Wärmepumpen an vielen Orten zulässig.

Weiter wurden in Brig-Glis bereits diverse Abklärungen für ein Geothermieprojekt gemacht. Unter anderem wurde ein Vorprojekt zu einer mitteltiefen Geothermiebohrung (hydrothermal) erstellt. Aus dem Projekt geht hervor, dass eine Bohrung von 1'000 m zur rein thermischen Nutzung in Frage käme. Bei Bohrungen von 1‘000 m Tiefe besteht die Chance, auf Thermalwasser zu stossen (40 bis 70°C). Eine Bohrung könnte, je nach Schüttung und Temperaturvorkommen, zwischen 2 und 7 MW Wärmeleistung liefern. Die Wärme könnte in bestehende oder sich in Planung befindende Wärmenetze eingespeist werden.

Genauen Standort abklären

Sonne und Luft

Solarwärme kann mittels Sonnenkollektoren erzeugt werden. Für die theoretische Potentialbestimmung werden die besten Dachflächen der Gemeinde zur Erzeugung von Wärme für Warmwasser und Raumheizung in Betracht gezogen. Dies ergibt ein Solarwärmepotential von 21’970 MWh pro Jahr für Brig-Glis. Damit könnte 16% des jährlichen Heizungs- und Warmwasserbedarfs gedeckt werden. 

Luftwärmepumpen können in fast allen Einfamilien- und kleinen Mehrfamilienhäuser eingesetzt werden. Einschränkungen kann es wegen Lärm oder Platzbedürfnissen geben. Die Effizienz ist allerdings schlechter als bei Erdwärmesonden- oder Grundwasserwärmepumpen.

Holz

Holz ist ein wertvoller Energieträger. Im Gegensatz zu z.B. Luft-Wasser-Wärmepumpen kann damit effizient Wärme auf hohem Temperaturniveau erzeugt werden. Gleichzeitig ist die Menge begrenzt. Daher ist Holz dort einzusetzen, wo es keine anderen Möglichkeit

Abwärme

Gemäss Masterplan Energie stehen folgende Abwärmepotentiale auf dem Gebiet der Stadtgemeinde zur Verfügung oder sind für eine Wärmeversorgung in Brig-Glis von Bedeutung. Diese Potentiale sind in Zusammenhang mit der Gemeinde Naters abzustimmen und gemeinsam anzugehen.

Kehrichtverbrennungsanlage Oberwallis (KVA)

In zwei Prozessschritten ist das Potential zur Wärmegewinnung noch nicht ausgeschöpft. Es stehen rund 2.9 MW Leistung auf einem Temperaturniveau von 90/50°C zur Verfügung. In der Heizperiode können rund 6'000 MWh/a geliefert werden. Das Potential der KVA sollte prioritär erschlossen werden.

Industrieabwärme Société Suisse des Explosifs SA (SSE)

Bei der Produktionsstätte in Gamsen entstehen rund 4 MW Abwärme, welche bis anhin nicht genutzt werden. Mit der Sanierung der Zufahrt von der Kantonsstrasse bis zur SEE sollten Fernwärmeleitungen verlegt werden, um das Energiepotential näher zum dicht besiedelten Gebiet zu bringen. Eine Nutzung dieser Abwärme in der ARA könnte den Klärgasbedarf für interne ARA-Prozesse reduzieren. Das Klärgas wäre in diesem Fall für anderen Zwecke (Strom, Mobilität) einsetzbar.

Wärme aus Simplontunnel

Die Schüttung an Bergwasser aus dem Simplontunnel beträgt rund 15 l/s bei 22 bis 24°C. Die Quelle kann Umweltwärme von 0.6  bis 1.0 MW liefern. Auch die Wärme aus der Tunnelluft (0.2 MW) kann zusammen mit der Erschliessung der Wärme aus dem Bergwasser sinnvoll sein.

Abwärme ARA Briglina

Die ARA verbraucht das anfallende Klärgas für die internen Prozesse selbst. Es besteht kein weiteres Potential für eine Abwärmenutzung. Hingegen könnte Wärme aus dem Auslaufwasser mittels Anergienetzen genutzt werden. Die Temperatur des Auslaufwassers ist jedoch oftmals tiefer als jene des Grundwassers.

Grund- und Oberflächengewässer

Grundwasser sollte gemeinschaftlich genutzt werden und kommt in Brig-Glis für den Grossteil der besiedelten Gebiete in Frage. Es bestehen bereits diverse Infrastrukturen, welche das Grundwasser zur gemeinschaftlichen Nutzung in Anergienetzen bereitstellen. Hierfür gibt es ein Reglement der Stadtgemeinde Brig-Glis. Darin sind die technischen Anforderungen und Gebühren festgelegt.

Potential Elektrizitätsgewinnung

Photovoltaik

Das theoretische Photovoltaik-Potential in Brig-Glis beträgt 103’800 MWh/a. Mit einer vollständigen Ausnutzung des Potentials könnte der heutige Elektrizitätsbedarf mehr als 1.3-mal gedeckt werden. Dabei sind Dächer und Fassaden berücksichtigt. Wenn nur die Dächer genutzt würden, liegt das Potential bei 78’000 MWh/a.

Die Massnahmen für die Gemeinde

Die Analyse des Ist-Zustandes und die vorhandenen Potentiale bilden die Grundlage für die Massnahmen und geben die Richtung vor. Die einzelnen Massnahmen wurden zwischen den Gemeinden abgestimmt und entwickelt.

Die Massnahmen verfolgen verschiedene Funktionen:

Infrastruktur verbessern

Eine erneuerbare Energieversorgung setzt voraus, dass wir Energie effizienter einsetzen. Infrastrukturmassnahmen steigern die Effizienz des gesamten Energiesystems.

Bevölkerung sensibilisieren

Die Energiezukunft betrifft uns alle. Informationsveranstaltungen helfen bei der Beratung und Sensibilisierung und ermöglichen es, Bevölkerung und Unternehmen in Projekte des Energieplans einzubeziehen.

Anreize schaffen

Je mehr mitmachen, desto eher gelingt der Energieplan. Anreize und Förderprogramme sollen die Rahmenbedingungen verbessern, um den Energiehaushalt zu optimieren und Energie nachhaltig zu nutzen.

In den Factsheets finden Interessierte detaillierte Informationen

Die Factsheets sind ein wichtiges Instrument, um die Energieversorgung und -potentiale sowie den Ist- und Sollzustand des Energiebedarfs pro Gemeinde detailliert darzustellen. Sie orientieren sich an den energiepolitischen Zielen des Bundes und des Kantons Wallis. Mit ihrer Hilfe soll der Wandel von Ist- nach Sollzustand erreicht werden. Dafür werden auf dem Factsheet die für die Gemeinde zugeschnittenen Massnahmen aufgelistet. So hat jede Gemeinde einen kurzen Auszug mit den für sie informativen Punkten direkt zur Hand.

Zweck und Verbindlichkeit der Energieplanung

Die Factsheets sind ein wichtiges Instrument, um die Energieversorgung und -potentiale sowie den Ist- und Sollzustand des Energiebedarfs pro Gemeinde detailliert darzustellen. Sie orientieren sich an den energiepolitischen Zielen des Bundes und des Kantons Wallis. Mit ihrer Hilfe soll der Wandel von Ist- nach Sollzustand erreicht werden. Dafür werden auf dem Factsheet die für die Gemeinde zugeschnittenen Massnahmen aufgelistet. So hat jede Gemeinde einen kurzen Auszug mit den für sie informativen Punkten direkt zur Hand.